... und warum es gerade im Hundetraining oft völlig zu unrecht kritisiert wird.
„Bedürfnisorientiertes“ oder „positives“ Hundetraining. Eine Art des Trainings, womit ich mich sehr stark identifiziere, einfach weil es damals die Beziehung zu meinem Hund gerettet hat.
Eine Art des Trainings, die ganz oft belächelt wird, weil sie völlig falsch verstanden oder umgesetzt wird.
Eine Kundin meinte in einem Kennenlerngespräch mal, dass das “positive Training” bei ihrem Hund bisher nicht funktioniert hätte. Er wäre völlig überfordert und bräuchte Unterstützung und auch Grenzen und beim positiven Training dürften die Hunde ja alles selbst entscheiden. Als ich ihr dann erklärte, was eigentlich dahinter steckt, war sie ganz überrascht – denn das war nicht das, was sie bisher dazu gehört hatte.
Bedürfnisorientiert ≠ Laissez-faire
Die größte Fehlannahme: Der Hund darf tun und lassen, was er will, Hauptsache seine Bedürfnisse werden gesehen und befriedigt.
Das ist völliger Quatsch.
Bedürfnisorientiert heißt: Die Bedürfnisse aller Beteiligten – und dazu gehören der Hund, der Mensch, andere Hunde, andere Menschen, andere Tiere, die Umwelt usw. – werden berücksichtigt. Das heißt wiederum nicht, dass jedes Bedürfnis immer erfüllt wird.
Jedoch: Jede/r Beteiligte ist wichtig. Ich respektiere andere Menschen, die vielleicht nicht wollen, dass mein Hund herkommt oder hochspringt. Andere Hunde, die lieber Abstand wollen. Meinen (Hüte-)Hund der gerne etwas hinterherhetzen möchte. Das schöne Blumenbeet, das nicht auf einmal von zwei Pfoten umgegraben werden will.
Und das heißt auch:
Der Hund lernt, dass er nicht einfach so zu jedem hin kann. Kann er es nicht, ist es meine Verantwortung, dass er angeleint ist. Den Hund dafür zu bestrafen, wenn er es nicht kann, ist einfach nur unfair und löst nicht die Ursache.
Der Hund lernt: unten bleiben lohnt sich mehr, als hochspringen
Der Hund darf hetzen, denn das ist ein wichtiges Bedürfnis – nur bitte keine Eichhörnchen, Katzen oder Rehe, denn – du ahnst es – auch die haben Bedürfnisse. Stichwort: Alternativverhalten. Verbiete ich das einfach komplett, führt das zu Frust.

Und das heißt auch:
Der Hund lernt, dass er nicht einfach so zu jedem hin kann. Kann er es nicht, ist es meine Verantwortung, dass er angeleint ist. Den Hund dafür zu bestrafen, wenn er es nicht kann, ist einfach nur unfair und löst nicht die Ursache.
Der Hund lernt: unten bleiben lohnt sich mehr, als hochspringen
Der Hund darf hetzen, denn das ist ein wichtiges Bedürfnis – nur bitte keine Eichhörnchen, Katzen oder Rehe, denn – du ahnst es – auch die haben Bedürfnisse. Stichwort: Alternativverhalten. Verbiete ich das einfach komplett, führt das zu Frust.

Das waren nur ein paar wenige Beispiele und zu jedem gibt es noch eine Menge zu sagen. Doch ich denke, mein Punkt wird klar. Nicht jedes Bedürfnis kann oder muss erfüllt werden, manchmal geht es darum, Kompromisse zu finden. Und egal wie dieser Kompromiss aussehen mag, ich kann dabei immer nett und fair zu meinem Hund bleiben.
Wenn ich durch die Rothenburger Altstadt schlendern möchte, lass ich meine Hündin einfach zu Hause. Allein-bleiben haben wir trainiert.
Wenn ich gerade in einem Video-Call sitze, gebe ich ihr ein kleinschrittig trainiertes “Jetzt nicht” statt sie so lange zu ignorieren, bis sie frustriert aufgibt.
In der wildreichen Gegend kommt die Schleppleine dran und mit Jagdersatztraining wird das gestillt, was tief in den Genen steckt.
Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, liegt der Fokus beim Hund, nicht auf Social Media, dem noch anstehenden Telefonat oder schnellstmöglich wieder nach Hause zu kommen. Und wenn’s doch mal nicht anders geht, sorge ich für eine ausreichende Auslastung auf eine andere Weise.
Ich glaube, es gibt nichts, wofür sich keine Lösung finden lässt. Und was noch nicht trainiert ist, wird über Management gelöst – nicht immer eine Dauerlösung, aber besser als frustriert zu sein oder unfair zu werden.
Auch das Mensch-Hund-Team vom Kennenlerngespräch anfangs, hat nach wenigen Stunden Einzeltraining bei mir gemerkt, wie viel besser die Bindung und wie harmonisch die Spaziergänge wurden. Sie konnte ihre Hündin aktiv bei Hundebegegnungen unterstützen, statt sie ihrem Schicksal zu überlassen. Mit Hilfe von spielerischen Übungen hatte sie ganz schnell verschiedene Strategien an der Hand, auch für unvorhergesehene Situationen.
Mensch und Hund konnten sich aufeinander verlassen und auch für Außenstehende war eine Begegnung viel angenehmer.
Bedürfnisorientiertes Hundetraining ist meiner Meinung nach genau das, was jedes Hundetraining ausmachen sollte. Verständnis, Bedürfnisse erkennen, Lösungen finden, Rücksicht nehmen und fair sein.
Miteinander statt Gegeneinander.

Wenn du nur eine einzige Sache aus dem ganzen Text mitnimmst, dann bitte das hier:
Hinter jedem Verhalten steckt immer ein Bedürfnis. Und dein Hund handelt niemals gegen dich, sondern immer für sich. Wenn er etwas unerwünschtes macht, dann nicht weil er es nicht will, sondern weil er (noch) nicht anders kann.

Wenn du nur eine einzige Sache aus dem ganzen Text mitnimmst, dann bitte das hier:
Hinter jedem Verhalten steckt immer ein Bedürfnis. Und dein Hund handelt niemals gegen dich, sondern immer für sich. Wenn er etwas unerwünschtes macht, dann nicht weil er es nicht will, sondern weil er (noch) nicht anders kann.